





Schnydrighaus (1435), Mund VS
Dank einem Rettungsaufruf vom Schweizer Heimatschutz wurden wir im April 2017 auf das bemerkenswerte Gebäude aus dem 15. Jahrhundert aufmerksam und konnten es kurz darauf von seinem Vorbesitzer unter der Bedingung des Erhalts erwerben. Sozusagen in letzter Sekunde konnte somit der wegen akuter Einsturzgefahr genehmigte Abriss eines der ältesten Wohnhäuser der Gemeinde abgewendet werden. Das für diese Epoche ungewöhnlich stattliche Doppelwohnhaus bildet zusammen mit drei weiteren Wohn- und etwa zehn Wirtschaftsbauten den idyllischen Weiler „Unner Warbflie“, der sich etwas abgelegen auf der niedersten Geländeterrasse des Munder Berges in der Gemeinde Naters befindet. Bemerkenswert ist das Alter des Gebäudes: Dendrochronologische Untersuchungen datierten die Mehrheit des Föhrenbauholzes auf das Fälljahr 1435.
Umbauprojekt
Das Gebäude soll wieder als Wohn- und Arbeitsort genutzt werden und dabei den archaischen Charakter einer Temporärbehausung behalten. Die ursprüngliche Teilung wird aufgehoben und somit den neuen Besitzverhältnissen und Platzansprüchen Rechnung getragen. Das zu erfüllende Raumprogramm beinhaltet Stube/Esszimmer, Arbeitszimmer, 2 Schlafzimmer, Küche, Nasszelle und ein Technikraum. Auf den Einbau einer Zentralheizung soll aus Kosten- gründen verzichtet werden, geheizt wird mit Holzöfen in Stube, Arbeitszimmer und Küche. Ein mögliches Vorprojekt besteht bereits. Es wird eine Volumenkomplettierung im Hinterhaus angedacht, die wohl der ursprünglichen Erscheinung des Gebäudes am nächsten zu kommen vermag. Im zu ergänzenden Teil des Hinterhauses wird Nasszelle und Haustechnik untergebracht.
Kostenschätzung Umbau: derzeit existiert erst ein Vorprojekt, die Kosten dürften sich je nach Ausbaustandard/Heizsystem zwischen CHF 750’000-1’000’000 bewegen.
Situationsplan
Das Schnydrighaus liegt an der südexponierten Talflanke des Rhonetals zwischen Brig und Visp auf etwa 1010 Meter über Meer. Auf der Straße von Brig herkommend, überquert man den Ausläufer des Gredetschtals um kurz danach links in eine geteerte Fluhrstrasse einzubiegen, an deren Ende sich der Weiler Untere Warbfluh befindet. Er liegt auf der untersten Geländeterrasse des Munder Berges, etwa einen Kilometer südwestlich vom Dorfkern Mund. Der Weiler besteht heute aus drei Wohn- und elf Ökonomiebauten. Eine Familie wohnt und wirtschaftet permanent im Ort. Das Schnydrighaus liegt direkt am Wanderweg vom Brigerbad nach Mund, ein Umstand der beinahe zu seinem Abbruch geführt hätte.
Lage
Mit dem Privatfahrzeug
ca. 20 Minuten Fahrzeit bis Brig
ca. 20 Minuten Fahrzeit bis nach Blatten, Talstation Belalp
Mit dem öffentlichen Verkehr
Fussweg von 15 Minuten bis zur nächsten Postautostation
28 Minuten Fahrzeit mit dem Postauto von Mund bis nach Brig
33 Minuten Fahrzeit von Mund bis nach Blatten, Talstation Belalp
Zur Geschichte des Hauses.
Das Siedlungsgebiet Mund setzt sich aus der Hauptsiedlung Mund und zahlreichen, inmitten von Wiesen- und Kulturlandschaften gelegenen Weilern und Häusergruppen zusammen. Zu den ältesten Bauzeugen des Munder Berges gehören mehrere Wohn- und Ökonomiegebäude des 15. Jhs. So der Zehntenstadel (1436) im Hauptdorf Mund, mehrere Objekte im Weiler Bodmen, ein Haus aus der Zeit um 1470/16. Jh. in den Driesten, das Stupfhaus (1402) im Weiler Zienshischinu oder ein Doppelwohnhaus aus dem 14./frühen 15. Jh. im Weiler Färchu. Die Datierung des Schnydrighauses in der Undru Warbflie in das Jahr 1434/35 mit Elementen aus dem 14. Jh. stellt das Objekt in die Gruppe der ältesten Holzgebäude des Munder Berges.
Beim Schnydrighaus handelt es sich um einen firstständigen, zwei- geschossigen Blockbau auf Bruchsteinmauersockel mit gemauertem, bergseitigem Küchentrakt. In einer der beiden Stuben befindet sich ein seltenes Exemplar eines gemauerten Bruchsteinofens, ein Vorläufer des Giltsteinofens mit regionaler Tradition. Gebäude und Stubenofen sind von baugeschichtlicher Bedeutung.
Der erste nachweisbare Zustand des Vorderhauses bestand aus dem heute noch ersichtlichen, zweistöckigen Volumen, das 1436 errichtet wurde. Anhand einer zweiten Einfeuerstelle für einen Stubenofen auf der Ostseite kann von einem Hinterhaus ausgegangen werden, das über die gesammte Gebäudebreite fasste. Ob es eine Binnenteilung aufwies oder ob sich die beiden Parteien eine grosse Rauchküche teilten kann ohne Grabungen nicht schlüssig beantwortet werden.
Diplomarbeit Handwerker der Denkmalpflege
Mund - das Safrandorf.
Mund mit etwas über 540 Einwohnern ist ein Ortsteil der Gemeinde Naters im Bezirk Brig im deutschsprachigen Teil des Kantons Wallis. Das Bergdorf liegt rund fünfhundert Meter oberhalb der Rhone am Südhang des Lötschbergs, zwischen Visp und Brig-Glis. Das Safrandorf Mund war lange Zeit der einzige Ort in der Schweiz, wo nach jahrhundertlanger Tradition das kostbare Gewürz des Safrans kultiviert wurde. Vermutlich bereits im 14. Jh. gelangte der Safran von Spanien über Frankreich in die Schweiz nach Mund. Wo in Mund der Safran blüht, ist der Boden feinsandig, leicht lehmig und locker, trocken und eher mager. Auf bindigem und feuchtem Boden gedeiht er nicht.Für Mund war seit jeher die Kummegge unterhalb des Dorfes das prädestinierte Safrangebiet. Er gedeiht aber auch auf vielen Äckern links und rechts entlang der Strasse, die nach dem Weiler Wartfluh führt, direkt oberhalb des Standorts des Schnydrighauses.
Umgeben von wilden unberührten Tälern.
Das Gredetschtal bei Mund ist eines von einer ganzen Reihe von archaischen und unberührten Naturlandschaften zwischen dem Lötschental und Brig. Die parallel verlaufenden Täler Gredetschtal, Baltschiedertal, Bietschtal und Jolital gehören zu zu den schönsten und unberührtesten Landschaften der Schweiz. Das Schndydrighaus befindet sich nur wenige Hundert Meter vom Eingang zum Gredetschtal entfernt, das in gerader Linie mehr als 3000 Meter von ganz unten an der Rhone bis hinauf zum fast 4000 m hohen Nesthorn steigt und mit Ausnahme von einigen Alphütten nicht besiedelt ist. Von Menschenhand zeugen einzig die alten Bewässerungssysteme, die Suonen.
Die Wyssa-Suone oberhalb von Mund ist möglicherweise die älteste Suone im Wallis. Pfarrer Seematter von Mund schrieb vor knapp hundert Jahren, dass er die in eine Felswand eingemeisselte Jahreszahl 930 entdeckt habe. Wer heute den Suonen entlangwandert, manchenorts in senkrechten Felswänden, oder auf allen Vieren durch enge Tunnel kriecht, das Wasser unter den Holzplanken gurgelnd, kann mit eigenen Sinnen erfahren und erahnen, mit welchem Aufwand und unter welchen Gefahren die Männer der Dörfer vor langer Zeit die Suonen für das lebenswichtige Wasser, das „heilige Wasser“, bauten und unterhielten.