Andeutung, Unregelmässigkeit, Einfachheit und Vergänglichkeit
Wenn man durch die noch rohen Räume des Kaplaneihauses schreitet, stellt man sich unweigerlich die Frage, was denn die Schönheit dieser Räume ausmacht, weshalb man sich darin so wohl fühlt und weshalb es sich darin so frei atmen lässt. Tanizaki würde wohl argumentieren, dass, "das, was man als schön bezeichnet, in der Regel aus der Praxis des täglichen Lebens heraus entsteht". Und diese Selbstverständlichkeit der alten Häuser, scheint so wohltuend für unsere Seele zu sein. Die Ablagerungen der Zeit in diesen Räumen münden in einer grossen Gelassenheit gegenüber allen modischen Strömungen. Das Auge kann sich ausruhen und die Räume lassen sich sinnlich erfahren und erleben. In Richies "Versuch über die japanische Ästhetik" ist von Andeutung, Unregelmässigkeit, Einfachheit sowie von Vergänglichkeit die Rede, welche die japanische Ästhetik in ihrem Kern ausmachen. All diese Elemente trifft man in diesen Räumen an, insbesondere die Unregelmässigkeit erscheint mir ein häufig unterschätztes Kriterium. Ein handgehobelter Balken oder ein Kalkputz, an dem man noch die Hand des Maurers ablesen kann, erhält eine ganz eigene Tiefe und Ausdruck, die den Charakter und den Charme dieser Häuser ausmacht. Etwas, was mit den neuartigen Baustoffen, der Industrialisierung, der Standardisierung und der Normierung häufig verloren gegangen ist.