Corippo – Valle di Muggio – Tirano – Alpe di San Romerio – St. Martin – Splügenpass

Von Ergisch geht es mit der Bahn am ersten Tag durch den Simplonpass bis nach Domodossola. Von dort führt die Centovallibahn in mehreren Stunden durch eine malerische Hügellandschaft bis nach Locarno, wo es nach dem ersten Espresso des Tages mit dem Zug nach Tenero und dann mit dem Postauto bis nach Brione geht. Von dort startet die Erkundungstour zu Fuss.

Corippo ist ein Haufendorf und liegt am westlichen Talhang über dem Stausee von Vorgorno im Verzascatal. Das Dorf mit den Steinbauten kämpft seit vielen Jahren gegen die Abwanderung. Wohnten im Jahr 1795 noch 269 Einwohner im Dorf, waren es 2019 gerade einmal noch 9 Personen. Der stetige Rückgang der Bevölkerung in Corippo hat bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Das Gelände rund um Corippo ist abschüssig, karg und unwirtlich. Der gesamte Dorfkern, der im Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 als beispielhaft ausgezeichnet wurde, befindet sich im Inventar der schützenswerten Ortsbilder. Derzeit sind verschiedene Bautätigkeiten im Gange, so soll ein Hotel-Dorf entstehen, wie es vor einigen Jahren auch bereits einmal ein Projekt im Unterengadin in Vnà gab. Die Stiftung Corippo hat in den vergangenen Jahren die Osteria und fünf Rustici im Dorfkern sowie weitere am Dorfrand erworben. Besonders sehenswert ist die alte Mühle unten am Fluss und die Steinbrücke, die Richtung Mergoscia führt. Die Wanderung führt durch einen traumhaften Wald mit alten verfallenen Kastanienselven und endet hoch über Mergoscia, das im oberen Teil des Dorfes noch sehr schön erhalten ist.

Mit dem Postauto geht es dann über Locarno und Mendrisio in das Valle di Muggio und das dortige ethnographische Museum. 2014 wurde das Tal von der Stiftung Landschaftsschutz als «schönste Landschaft der Schweiz» ausgezeichnet. Das südlichste Tal der Schweiz liegt traumhaft gelegen am Fusse des Monte Generoso und ist teilweise noch sehr unberührt. Terrassierte Landschaften, intakte Dorfkerne und eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, wie man es in der Schweiz nicht mehr antrifft. Zwischen Cabbio und Bruzzella befindet sich tief unten in der Schlucht eine alte Steinmühle, die auch heute noch in Betrieb ist und wo Kastanien- und Polentamehl hergestellt wird. Ausserdem findet man im Tal auch noch alte Schneekeller aus Stein, sog. Nevere, die für die Lagerung von Milchprodukten benutzt wurden. Auch ein alter gemauerter Turm, der zur Jagd auf Zugvögel benutzt wurde, gehört zu den aussergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten.

Mit dem Zug über Chiasso und Monza ging es dann weiter nach Tirano, das eine lange Zeit unter Bündner Herrschaft stand. Von dieser Zeit zeugt noch der Palazzo Salis, dessen geschnitzte und bemalte Holzdecken zu den Höhepunkten der Reise gehörten.

Neben den unglaublich schön verputzten Häuser, die es in Tirano zu Dutzenden zu sehen gibt und dem fantastischen Essen.

Einige Haltestellen weiter geht es dann von Brusio zu Fuss, über Viano zur Alpe San Romerio, die auf einem alten Pilgerweg liegt, wovon die kleine Kapelle zeugt, deren Schiff in Teilen bis in das 11. Jahrhundert zurückreichen dürfte. Chor und Turm wurden im 15. und 16. Jahrhundert angefügt. Seit 1829 wird die Alp und der Berggasthof San Romerio durch die Familie Bongulielmi bewirtschaftet. Das historische Gebäudeensemble liegt auf 1800 Meter hoch über dem Puschlav mit einer atemberaubenden Weitsicht. Unterwegs zur Alp begegnet man wundervollen alten Steinbauten und auch in Viano hat es verschiedene historische Objekte, die zum Verkauf stehen. Besonders erwähnenswert sind dabei Rundbauten aus Stein, die als Milchkeller dienen.

Nach einer etwas mehr als zweistündigen Wanderung erreicht man Poschiavo, von wo es dann Richtung Domleschg ging. Am nächsten Tag stand eine Besichtigung der ehemaligen Walsersiedlung in St. Martin im Calfeisental auf dem Programm. Die vielfach umgebauten und heute touristisch genutzten Walserbauten mit Kapelle haben leider keinen Reiz mehr, sieht man von den geschindelten Dächern ab und dem Turm der Kapelle ab. Aber die Lage des Orts lässt noch heute das harte und karge Leben der Walser erahnen, die das Tal von anfangs des 14. Jahrhunderts bis in das 17. Jahrhundert besiedelten. Man nimmt an, dass die Walser von den Walserhöfen Trins und Fidaz über die Trinser Furggel (2492 Meter) in das Tal einwanderten, da die Schlucht hinter Vättis damals für Mensch und Tier kaum begehbar war. Calfeisen ist ein sehr einsames und abgelegenes Tal in einer unwirtlichen Umgebung. Verstreut entstanden nach und nach Gehöfte und Häuser für zwölf Familien mit ihren rund hundert Mitgliedern. 1380 erhielt die Ortschaft ihre eigene Kirche, für kirchliche Feste kam der Priester aus dem Tal. Erstmalige Erwähnung fand St. Martin um 1470 als Kirchengut. Seit Ende des 17. Jahrhundert dient das Calfeisental nur noch als Alp. Für den Niedergang der Kolonie dürfte in erster Linie die ungünstigte Wohnlage verantwortlich gewesen sein. Obwohl sich die Güter auf der Sonnenseite des Tals befanden, wurden sie nur wenige Stunden im Tag beschienen. Im Winter blieben sie während Wochen und Monaten ohne Sonne. Es gibt verschiedene schriftliche Zeugnisse der freien Walser in diesem Tal, die sehr lesenswert sind. 

In einer letzten Etappe ging es dann im Naturpark Beverin zu Fuss von Wergenstein zur Alp Curtginatsch, der höchstgelegenen Kuhalp des Kantons Graubünden, nach Sufers und von da folgte zum Abschluss dieser Woche eine Bergtour von der Splügenpasshöhe auf den Piz Tambo. Neuschnee verhinderte eine Besteigung dieses 3279 Meter hohen Grenzbergs, der wie eine Pyramide über Splügen thront, aber auch einige Hundert Meter unterhalb des Gipfels ist die Aussicht fantastisch. 

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